Ich bin Deutsch! – Zolana
Dieses Gespräch mit Zolana habe ich im American Diner im ZKM Karlsruhe geführt.
Zolana wurde in Darmstadt geboren. Seine Eltern kommen aus Kongo-Kinshasa. Zolanas Vater hatte sich für ein Stipendium an der Universität Darmstadt entschieden. Im Alter von vier Jahren, nachdem sein Vater das Studium beendet hatte, musste Zolana mit seinen Eltern wieder zurück nach Kongo-Kinshasa. Dort wollte Zolanas Vater seine Erfahrungen und auch das Wissen aus Deutschland nutzen, um das Leben in seinem Heimatland besser zu machen.
Um den politisch sehr unruhigen Zeiten unter Mobutu zu entgehen, kam Zolana in 2002 wieder nach Deutschland zurück, um zu studieren und zu bleiben. Zolana ist glücklich mit einer Deutschen verheiratet.
This interview is also available in English language.
Martin: Zolana, du wurdest in Deutschland geboren, hast den größten Teil deiner Kindheit und Jugend in Kongo-Kinshasa verbracht, um als junger Erwachsener wieder nach Deutschland zu kommen. Du hast die deutsche Staatsangehörigkeit. Wie hat dich das geprägt?
Zolana: Durch das Erleben zweier unterschiedlicher Kulturen, kenne und lebe ich mit dem Besten aus Beidem. Ich würde mich selbst als Weltbürger sehen, da ich durch meine Reisen in verschiedene Kontinente viele unterschiedliche Menschen und Kulturen kennengelernt habe. Auch durch die akademische Stellung meiner Familie in Kongo-Kinshasa durfte ich als Kind viele andere Kinder aus den unterschiedlichsten Kulturen, Ländern und Sprachen kennenlernen.
Martin: Was ist denn für dich typisch Deutsch?
Zolana: Da gibt es Positives aber auch Negatives. Ich würde mir in Deutschland mehr Gelassenheit wünschen. Durch den Wohlstand in Deutschland, haben viele Menschen eine Art Tunnelblick entwickelt, der nur eine eingeengte Sicht auf die Dinge um sie herum bietet. Viele Menschen in Deutschland sind zu oft am jammern, wie schlecht es ihnen gehen würde. Dabei geht es uns im Vergleich mit sehr vielen anderen Ländern auf der Welt ausgezeichnet.
Was ich an Deutschland sehr mag ist die Beständigkeit, Zuverlässigkeit, Präzision und Pünktlichkeit.
Martin: Hast du schon Negatives, oder rassistisch geprägte Erfahrungen aufgrund deines Aussehens, deiner Hautfarbe erfahren?
Zolana: Nein, noch nie. Ich denke, das liegt an meiner positiven Ausstrahlung, und wie ich damit auf andere Menschen wirke.
Martin: Hast du Angst vor einem weiteren Wachsen der AFD?
Zolana: Angst? Nein, aber Sorgen. Die ersten Monate nach der Gründung der Partei durch Herrn Lucke waren die Grundzüge der AFD nur konservativ. Mit der Zeit jedoch, und mit dem Beitritt vieler Menschen aus dem Umfeld der NPD, wurden die Inhalte der AFD immer mehr rechts geprägt. Ich mache mir wirklich Sorgen, wie das mit der AFD weiter geht.
Martin: Warum ist es dir wichtig, Teil meines Projektes zu sein?
Zolana: Ich möchte versuchen, den Blick unserer Gesellschaft auf Menschen mit Migrationshintergrund zu ändern. Auf der anderen Seite fände ich ein Einwanderungsgesetz für Deutschland gut und wichtig. Dieses Einwanderungsgesetz könnte sich zum Beispiel an den Einwanderungsgesetzen aus Kanada oder Neuseeland orientieren. Die sind zwar echt hart, aber auch fair. Jeder weiß schon im Vorfeld was ihn erwartet, und vor allem was von ihm erwartet wird.
Martin: Zolana, du hast in unserem ersten, kurzen Gespräch erwähnt, dass du Musik machst und deine erste Single am 01. Februar veröffentlicht werden soll.
Zolana: Ja, das stimmt. Ich habe schon in Kongo-Kinshasa mit der Musik angefangen. In meinen Hip-Hop Songs verarbeite ich mein Leben, meine Erlebnisse, Ideen und Wünsche. Viele meiner Texte sind deutsch, einige aber auch in Lingála, einer der Nationalsprachen von Kongo-Kinshasa.
Martin: Welche Erwartungshaltung hast du an mein Projekt?
Zolana: Ich möchte den Menschen mit der Teilnahme an deinem Projekt zeigen, dass es ein Vorteil und eine Bereicherung ist, mit mehreren Kulturen zu leben und aufzuwachsen.
Martin: Vielen Dank für dein Vertrauen, für das Gespräch und die Teilnahme an meinem Projekt.
Mehr von Zolana findet ihr auf seiner privaten Homepage, musikalischen Homepage, Facebook, Twitter, Soundcloud und YouTube.